Hebräische Poesie im Mittelalter

Liturgiesprache und Identität: Hebräische Poesie im Mittelalter

Beschreibung

Als regelmäßig wiederholtes Ritual festigt die Liturgie die Identität als Minderheit, ohne Interaktionen mit der Mehrheit in anderen als religiösen Kontexten zu beeinflussen. Bis zur Liturgiereform des europäischen und nordamerikanischen Judentums im 19. Jahrhundert war Hebräisch als Liturgiesprache damit wesentlicher Bestandteil der jüdischen Identität, obwohl es meist nur passiv beherrscht wurde.

Mit einer komparativen historischen Studie zur Liturgiesprache will das Projekt sowohl die sprachliche Kompetenz und Kreativität in Hebräisch ausloten, als auch mögliche Interferenzen der Mehrheitssprache identifizieren, wobei unterschiedliche Bedingungen in Bezug auf Alltags- und Kultursprache berücksichtigt werden.
Untersucht wird liturgische Poesie, die einzige jüdische Literaturgattung, die in der gesamten jüdischen Diaspora durchgehend in Hebräisch abgefasst wurde. Diese Poesie ist ein sich immer wieder erneuernder Teil der Liturgie, der die gleichbleibende Standardliturgie ergänzt. Festgelegte Momente in der Liturgie, standardisierte Formen und Inhalte, und obligatorische Rückgriffe auf biblische Sprache prägen die liturgische Poesie in allen jüdischen Traditionen, dennoch sind große regionale und zeitliche Unterschiede zu beobachten, die einen Vergleich ermöglichen.

Poetische Corpora werden vollständig auf die Verwendung von biblischen Phrasen hin untersucht. Es ist davon auszugehen, dass die “liturgische Bibel”, also die regelmäßig gottesdienstlich verwendeten Abschnitte, deutlich bekannter sind und mehr Identifikationspotential haben. Mit geringer werdenden Hebräisch-Kenntnissen müsste also ihr Anteil an den biblischen Phrasen in der liturgischen Poesie ansteigen. In einem weiteren Schritt, der mögliche Interferenzen mit der gesprochenen Sprache anzeigen soll, werden die nicht Bibelsprachlichen Bestandteile der liturgischen Poesie auf Neologismen, Morphologie und syntaktische Besonderheiten untersucht.

Copyright: Seminar für Judaistik, Goethe Universität Frankfurt

Branching Out: Diversity of Jewish Studies

Am 16.-20. Juli trafen sich über 700 Wissenschaftler:innen aus mehr als 30 Ländern in Frankfurt, um eine Fülle von Themen aus dem weiten Feld der Jüdischen Studien zu diskutieren. Der Kongress wurde von Elisabeth Hollender (LOEWE Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“) organisiert.
Die Teilnehmer präsentierten viele Zugänge zu jüdischer Geschichte, Kultur und Religion, um das jüdische Leben in Vergangenheit und Gegenwart zu analysieren.
Fragestellungen aus dem LOEWE Schwerpunkt wurden in Sessions zu jüdischen Sprachen aufgegriffen, etwa zur Judeo-Spanischen Literatur, dem gesprochenen Jiddisch in modernen chassidischen Gemeinschaften, und der Fremdwahrnehmung anhand einer spanischen Enzyklopädie. Mehrsprachigkeit zog sich als Thema durch viele Bereiche und Epochen, und die Bedeutung des Hebräischen als Sprache des Judentums verband viele Aspekte des Kongresses, der die Multidisziplinarität der Jüdischen Studien feierte.

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