Die syrische Schrift und die volkstümliche Literatur der Syrer in ihrem Identitätsdiskurs

Beschreibung

Das Teilprojekt ist den formalen und inhaltlichen Aspekten des Identitätsdiskurses der Aramäer gewidmet und besteht aus zwei Projektbereichen: Der syrischen Schrift als formalem Identitätsmarker und den christlichen aramäischen Narrativelementen oder Motiven in der aramäischen Volksliteratur.

Die syrische Schrift hat immer eine große Rolle in der Geschichte des syrischen Christentums gespielt. Als Altsyrisch durch die anderen Sprachen für die Herstellung der literarischen Werke, die innerkirchliche Kommunikation und Dokumentation teilweise ersetzt wurde, wurde die syrische Schrift für die Schreibung auf Arabisch, Osmanisch, Kurdisch usw. seit dem 12. Jahrhundert als Marker der syrischen Identität trotzdem verwendet. Das Phänomen ist unter dem Namen Garschuni bekannt.

Die syrischen Christen und ihre Vorfahren haben seit Jahrtausenden in einer multikulturellen und mehrsprachigen Umgebung gewohnt und ständig an dem Sprach- und Kulturaustausch mit ihren Nachbarn teilgenommen. Ein der Ergebnisse dieses Austausches ist das gemeinsame Erbe der Volksliteratur, populären Geschichten, Märchen. Diese Fabeln und Geschichten können ein sehr langes literarisches Leben haben (wie z.B. die Geschichte des weisen Achiqar, die Sammlung „Kalilah und Dimnah“, die Geschichte des Sultans Dschimdschim und andere), sie können schriftlich und mündlich in verschiedenen Sprachen und durch verschiedenen Communities überliefert werden, und sie übernehmen im Verlauf der Akkulturation Elemente, die für diese oder jene Gemeinde charakteristisch sind. Solche Texte sind auch in den Sprachen der aramäischen Kultur (Altsyrisch, neuaramäische Sprachen und Dialekten, Arabisch, Kurdisch) vorhanden, deren Verfasser, Erzähler, Kopisten einen Weg gefunden haben, sie zu „aramäisiren“ und „christianisieren“.

Das Verbindungselement, das den beiden oben erwähnten Aspekten des aramäischen Identitätsdiskurses enthält, ist eine handgeschriebene Textsammlung, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts von einem syrisch-orthodoxen Autor in der syrischen Schrift auf Kurdisch im Zentrum des syrischen Christentums Mardin (Türkei) geschrieben wurde. Diese Sammlung wird zu Grunde des vorgeschlagenen Forschungsprojekts liegen. Der Inhalt der Handschrift besteht aus liturgischen Liedern, geistlicher Poesie, Volksliteratur und einigen Texten, die noch nicht identifiziert sind.

Im Rahmen des Projekts werden die folgenden Fragen geforscht werden. Die Bedingungen, unter den diese Sammlung entstehen könnte, und die Umstände der Anwendung der Texte werden möglicherweise festgestellt werden. Es wird gezeigt werden, wie die syrische Schrift für die Bedürfnisse der kurdischen Sprache adaptiert wurde und in welchem Kontext Kurdisch wie eine Schriftsprache von syrischen Christen benutzt wurde. Die Volkstexte aus der Sammlung (z.B. Josefsgeschichte), ihren charakteristischen Motiven und Elementen werden analysiert werden. Andere Variante der Geschichten, die in der Region in der christlichen und muslimischen Tradition auf Aramäisch, Kurdisch, Arabisch bekannt sind, werden für die Analyse benutzt.

Die syrisch-christlichen Texte auf Kurdisch sind ein seltenes und wenig erforschtes Phänomen. Die Studie und Veröffentlichung dieses Materials werden einen wichtigen Beitrag für die Forschung des syrischen Christentums, der Literatur und Kultur und der verschiedenen Ausdrucksformen der aramäischen Identität leisten.

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